Zukunft für Nepal

Ein Jahr nachdem ein Erdbeben den Himalaya-Staat erschütterte

Als am 25. April letztes Jahr in Nepal die Erde bebte, nahm für die Menschen dort eine Kata-
strophe ungeahnten Ausmaßes ihren Anfang. Innerhalb von wenigen Minuten begruben einstürzende Häuser tausende Menschen unter sich, unzählige Kinder wurden zu Waisen und die Überlebenden verloren nicht nur ihre Angehörigen, sondern meisten auch ihre Existenz. „Als ich von dem Beben erfahren habe, habe ich mir unendliche Sorgen um all die Menschen gemacht, die wir in den letzten zehn Jahren in Nepal kennengelernt haben“, erzählt Petra Pachner. Gemeinsam mit ihrem Mann Herwig Jantschick sowie vielen Helfern und Förderern vor Ort und aus der Region Ostwürttemberg hat sie es in den letzten zehn Jahren geschafft, in der Region Dhading, rund 100 Kilometer von Katmandu entfernt, ein Kinderdorf zu errichten. 

Bis die Erde wieder zur Ruhe kam dauerte es fast drei Wochen. In dieser Zeit gab es zwei starke Erdbeben und über 400 Nachbeben. „Die Auswirkungen sind unvorstellbar. Über 9000 Menschen kamen ums Leben, 20.000 wurden schwer verletzt, über eine halbe Million Häuser wurden zerstört und 4 Millionen Menschen innerhalb von kürzester Zeit obdachlos.“ Um schnell und effektiv helfen zu können, gründete sie den Verein „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V.“ und erlebte eine Welle der Hilfsbereitschaft. Im Mai flog sie mit Pawan Dhakal, einem befreundeten Nepalesen, der in Heidenheim lebt, nach Nepal, um dort die Verteilung des ersten Hilfstransportes zu organisieren.

Während viele Hilfslieferungen aus anderen Ländern auf dem Flughafen in Kathmandu stecken blieben, schaffte sie es über das seit Jahren gewachsene Netzwerk und die tatkräftige Unterstützung von Pawan Dhakal, die so dringend benötigten Güter in den fast gänzlich zerstörten Bezirk Dhading zu bringen und zu verteilen. 3,5 Tonnen Hilfsgüter, 1,4 Tonnen davon waren Verbandsmaterial, 20.000 Päckchen Medikamente, 7 große Zelte, 500 große Decke, Babynahrung und vieles mehr linderten die Not, waren angesichts der unglaublichen Zerstörung dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Uns war von Anfang an klar, dass es nicht nur darum geht, die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Unser Ziel ist es, die Menschen soweit zu  unterstützen, dass sie ihr Land und damit ihre Zukunft aus eigener Kraft selbst aufbauen können – und das geht nur über Schulen und Ausbildung.“

Schon vor dem Erdbeben hatte Petra Pachner ein Ausbildungszentrum in Kombination mit dem Kinderdorf als Ziel, ein Projekt, das nach dem Erdbeben wichtiger denn je ist. „Der Unterstützung und den Kontakten unseres Netzwerkes in Nepal ist es zu verdanken, dass wir trotz der oft verwirrenden Umstände im letzten Jahr ein Grundstück kaufen konnten, auf dem nun ein Ausbildungszentrum entstehen wird. Auf dem Gelände wird später ein Wohnhaus für die Auszubildenden, die Ausbildungs-werkstatt 

 

und eine Berufsschule stehen.“ Das Ausbildungszentrum und das Kinderdorf liegen rund eine Autostunde voneinander entfernt, befinden sich aber beide im Bezirk Dhading. Das Prinzip des Ausbildungszentrums basiert auf einer dualen Ausbildung in Kooperation mit lokalen und ausländischen Industrien.

„Das bedeutet, die Organisation „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V.“ und nepalesische Organisationen sind gemeinsam in das Projekt eingebunden. Wir organisieren die Ausstattung die in diesem Fall über Voith in Heidenheim geht. Voith stellen uns aus ihrer ehemaligen Lehrlingswerkstatt beispielsweise eine elektronische Hobelbank, eine radiale Bohrmaschine, einen Gabelstapler und einen Schwenkkran sowie das notwendige Knowhow zur Verfügung. Im weiteren Verlauf bilden wir in Nepal weitere nepalesische Ausbilder aus, so dass unsere Hilfe auf lange Sicht hin nicht mehr notwendig ist.“ Was im neuen Ausbildungszentrum hergestellt wird, wird im Auftrag von nepalesischen Unternehmen produziert, so dass sich das Zentrum darüber teilweise selbst trägt.

 

Die Ausbildung ist für Jugendliche, die aus finanziell schwachen Familien stammen kostenlos, finanziell besser gestellte bezahlen Schulgeld. „Auch das trägt dazu bei, dass die Schule sich über das Solidaritätsprinzip selbst trägt“, erzählt Petra Pachner. Noch ist das  Ausbildungszentrum als Gesamtes auf Spenden angewiesen. Während die Ausbildungswerkstatt bereits finanziert ist, fehlt es für die Schule noch an den entsprechenden Mitteln.

Für Petra Pachner und alle Mitglieder des gemeinnützigen Vereins heißt es deshalb, immer weiter Spenden zu sammeln, zu sensibilisieren, zu motivieren und zu organisieren. Ende August fand in der Villa Stützel in Aalen eine Benefizveranstaltung statt, bei der über 2.000 Euro zusammen gekommen sind. „Das bringt uns ein gutes Stück weiter und wir danken allen, die am 28. August vor Ort waren – entweder als zahlende Gäste, als Künstler oder als freiwillige Helfer.“ Jeder Euro der Veranstaltung fließt in das Projekt und hilft, Nepal nach dem verheerenden Erdbeben eine Zukunft 
zu geben.